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Dienstag, 6. Mai 2008

Mal ehrlich

Darf man öffentlich bekennen, dass man Madonna doof findet? Für mich spielt sie in der Liga "Konsenskünstler" mit den Rolling Stones und anderen Pop-Phänomenen. Ja klar, für ihre fast 50 Jahre hat sie sich gut gehalten, sehen möchte ich sie trotzdem nicht mehr. Und hören? Trends hat sie nie gestartet, sondern diese bestenfalls massenkompatibel gemacht. Ihre Stimme ist wirklich keine Sensation und inzwischen wird sie so weit hinter einer Wall of sound vergraben, dass sie gar neben den ebenfalls nicht sehr ausdrucksstarken Justin Timberlake-Lauten kaum noch auffällt.

Ihre Leistung besteht ausschließlich darin, sich ihren Status als Pop-Ikone (wie auch immer) erarbeitet zu haben. Der Rest des Phänomens ist den Hörern der Format-Radios zuzuschreiben, und die bekommen mit der neuen Madonna-Platte das, was sie verdienen: Ein dünnes Stimmchen, aufgepeppt mit aufwändigen Produktionen und Gästen. Besonders die erste Single mit Justin Timberlake setzt dem Ganzen die Krone auf: Zwei personifizierte Hypes in einem Song.

Plattentests.de spricht mir da mit einigen Kommentaren zu Madonnas neuem Album aus der Seele:

Mal ehrlich: Irgendwie waren die ganzen Queens, Kings, Princesses und Princes of Pop immer noch dann am besten, als noch niemand so recht wusste, welche Titel sie mal verliehen bekommen würden. George Michael, Prince, Michael Jackson - für was waren sie nicht alles verantwortlich: für sexuelle Liberalisierung, die bilderschwingende Öffnung der Popgesellschaft zur differenzschaffenden Twilight Zone und die linkspopulistische Aufbrechung verhärteter Kulturindustrie-Fronten allemal. Das Problem an der ganzen Kiste: Sie funktioniert nur in der Retrospektive. All das, was hier verhandelt wurde, war per definitionem (habe ich so aus der Quelle kopiert) schon ein paar Jährchen her. So bekam Wacko Jacko die Krone erst auf den Kopf gesetzt, als er gerade drauf und dran war, sich zwischen "Bad" und "Dangerous" sämtliche Zacken auf einmal aus ihr zu brechen. Gegen retrospektive Lobhudelei kann egal welches Alterswerk von egal welchem Pop-Aristokraten halt nur noch abstinken.

Aus dem Klüngel rausgehalten hat sich eigentlich immer nur Madonna. Dennoch glauben heutzutage nur noch Grinsebacken wie Thomas Herrmanns oder mentale Solen-Abbaugebiete wie die taff-Redaktion, dass sie nach wie vor Stile kreieren oder die Pop-Welt wirklich durcheinanderwirbeln würde.

Wie Madonna wird sich natürlich auch "Hard Candy" sehr gut verkaufen. Und wir werden wieder über Monate die Single-Auskopplungen ertragen müssen.