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Sonntag, 15. Oktober 2017

Konzert: Sigur Rós in der Jahrhunderthalle in Frankfurt, 14.10.2017


Zwischen Uhrmacherwerkzeug und Dampfhammer.

Sigur Rós hatte ich bereits 2003 gesehen, damals konnte ich dem Konzert aber nicht viel abgewinnen. Damals kamen die von mir geliebten Ausbrüche der Band einfach zu kurz. Bei der aktuellen Tour zeigen sie die Urgewalt, welche die Isländer entfachen können. 


Zum Konzertbeginn gegen 20.30 Uhr hatte sich das bunt gemischte  und angenehme Publikum in der ausverkauften Jahrhunderthalle eingefunden, auf eine Vorgruppe wurde verzichtet. Sie hätte es bei dem Hauptakt und den Erwartungen an ihn auch schwer gehabt. 

Sigur Rós trat mit den beiden Gründungsmitgliedern Jón Þór „Jónsi“ Birgisson und Georg „Goggi“ Hólm sowie dem 1999 hinzugestoßenen Schlagzeuger Orri Páll Dýrason an. Der Beginn des Konzerts war noch recht zurückhaltend, die zunehmende Spannung ließ die Bühne aber irgendwann vergleichsweise klein erscheinen. 


Der Auftritt war aufgeteilt in zwei Sets, die durch eine ca. 25 minütige Umbaupause unterbrochen wurde. Diese Unterbrechung war der Stimmung etwas abträglich, aber vielleicht benötigen die Musiker nach ihrer Energieleistung (Jónsi gibt einfach alles und der Job des Schlagzeugers war auch ein Kraftakt) auch einfach etwas Zeit zum Durchatmen. 



Nach der Umbaupause spielten die drei Musiker "Óveður" hinter der im ersten Set begrenzenden LCD-Wand, die sich dann aber hob und den Blick auf die größere Bühne freigab. Die starke Auswahl der Titel des zweiten Sets benötigte auch diesen zusätzlichen Platz. 


Die Setlist bestand aus einer Mischung von Songs fast aller Alben, der Schwerpunkt lag mit vier Songs auf dem Album "()" (eben dem Album, welches die Band 2003 promotete). Die vier dargebotenen neuen Titel fügten sich nahtlos ins Set ein. 


Set 1

  • Á
  • Ekki Múkk
  • Glósóli
  • E-Bow
  • Dauðalagið
  • Fljótavík
  • Niður
  • Varða

Set 2

  • Óveður
  • Sæglópur
  • Ný Batterí
  • Vaka
  • Festival
  • Kveikur
  • Popplagið

Zugabe: Unnötig, mit Popplagið war alles gesagt. Auf Ansprachen wurde während des Konzert bis auf zwei kurze Statements auf isländisch verzichtet. Dafür wirkten die drei Musiker nach dem Set aber sehr gelöst und sympathisch. 


Die Dynamik der Band zwischen fragilen Elementen und den bereits erwähnten Ausbrüchen ist in dieser Spannbreite einzigartig. Gestern überzeugte mich Sigur Rós auch als Live-Band. Ich erlebte ein tolles Konzert, welches mir Lust machte, mir mal wieder das Gesamtwerk anzuhören.