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Donnerstag, 23. November 2017

Musik: King Gizzard & The Lizard Wizard - Polygondwanaland

























Auch mit dem vierten Album in laufenden Jahr noch für Überraschungen gut. 

Fünf Alben hat King Gizzard & The Lizard Wizard für dieses Jahr angekündigt. Im Februar wurde mit "Flying microtonal banana" die mir bis dahin unbekannte mikrotonale Gitarre zelebriert. "Murder of the universe" war mit seinem Konzept aus drei Geschichten und wirrster Kombination von Musikstilen arg schwer zu greifen. Dagegen wirkte die jazzige Easy Listening-Kollaboration "Sketches of Brunswick East" mit dem Mild High Club schon wie eine Beruhigungspille. Mit Blick auf den Kalender war ich gepannt, ob die australische Band ihr Ziel noch erreichen würde. 

Nun erschien eigentlich nicht überraschend (man muss ja dieses Jahr ständig mit einem neuen Werk der Band rechnen) aber in dieser Form unerwartet das vierte Album des Jahres 2017 (und das zwölfte seit 2012). Ein Album zu verschenken ist keine neue Idee, aber King Gizzard & The Lizard Wizard legten gleich noch die Master-Dateien für die Produktion von CDs und auch LPs drauf. Findige Zeitgenossen generierten daraus umgehend ein Angebot wie diese Kickstarter-Kampagne

Die Band schafft es zweifellos, durch ihre Veröffentlichungspolitik Aufmerksamkeit zu erlangen. Aber auch die Musik an sich verdient diese. 

Der zentrale Track auf "Polygondwanaland" ist der zehnminütige Opener "Crumbling castle":

Als wesentlich kürzere Demo-Version ist dieser bereits vor gut einem Jahr aufgetaucht. Über seine Spieldauer zeigte er einige musikalischen Ideen, welche auf den Alben dieses Jahres erneut aufblitzten. Vielleicht hat diese Band tatsächlich einen Masterplan im Kopf und lebt nicht nur von im Delirium ersonnenen Gehirnfürzen. 

In seiner Gesamtheit ist "Polygondwanaland" hörbarer als "Murder of the universe", es basiert nicht auf einem neuen Musikinstrument und eine Jazz-Band als Partner war auch nicht nötig. Bei Album Nr. 1 des Jahres war ich skeptisch, ob die Ideen für fünf abwechslungsreiche Werke ausreichen. Inzwischen bin ich gespannt, welche Überraschung Nr. 5 für uns bereithalten wird. Es würde mich wundern, wenn es nicht psychedelisch klingen würde. Auf jeden Fall ist es erstaunlich, wie gut ich mich über diese vier Alben an die Verrücktheit der Band gewöhnt habe. Aus diesem Blickwinkel halte ich die Flut an Veröffentlichungen in einem Jahr für einen geschickten Zug. 

"Polygondwanaland" ist: